Home-Office ist großartig und ich persönlich liebe es. „Gefühlt“ sage ich ähnlich oft zu meiner Frau, dass ich einen guten/schlechten/blöden/tollen oder sonst einen Tag hatte, wie früher im regulären Office. Ich bin auch glücklicher Zuhause als im normalen Office, aber es beschleicht mich regelmäßig das Gefühl, dass ich länger arbeite und manchmal auch nicht so konsequent. Bei mir ist das OK, dann ist der Ausbeuter gleichzeitig der Ausgebeutete und der Leidtragende auch der Auslöser – aber es gibt auch Konstellationen, da ist das nicht so.

Der Fächer der möglichen Arbeitszeitgestaltungen ist heute weiter denn je – vom Piloten (Blockzeiten) zu absoluter Vertrauensarbeitszeit spannt sich der Bogen. Und hier kommen dann Themen dazu, die außerhalb der Firma liegen (gesetzliche Regelungen, maximale Arbeitszeit, Pausenzeiten, etc.). Warum arbeiten Menschen tendenziell anders (oft mehr) Zuhause als im Office. Weiles so ist! Weil Sie alleine sind! Weil Ihnen kleine Regeln fehlen!

Bleiben wir in der halbwegs idealen Welt. Wir klammern auch die Kollegen und Mitarbeiter aus, die am Wochenende Mails verschicken, sondern bleiben mal konsequent bei Ihnen selber. Wie arbeiten Sie von Zuhause besser:

Die 6 ultimativen Ansatzpunkte um besser von Zuhause zu arbeiten (d.h. oft weniger lange Zeiten):

  • Selbstdisziplin – Der Heimarbeitsplatz ist genauso ein Arbeitsplatz wie der im Office. Das bedeutet, dass Sie den Tag genauso planen sollten wie im Büro. Idealerweise mit Singletasking statt Multitasking, Telefonkonferenzen und to do Liste (bitte diese auch so gestalten, dass sie zu erledigen ist und nicht, ein Waschzettel von unerledigten Dingen – als kleiner Tipp – den Plan und die to do’s Abends machen, das befreit und lässt besser Schlafen)
  • Den Arbeitstag beenden – und ihn auch konsequent anfangen. Das sagt sich so leicht, aber das eine gehört wie das andere dazu. Den Arbeitstag konsequent anzufangen bedeutet. Hinsetzen, Rechner an und Arbeiten. Fragen Sie sich ruhig mal, ob Sie gewisse Dinge so täten, wenn Helga und Franz am Nachbartisch säßen? Und was Sie konsequent beginnen, dürfen Sie auch genauso konsequent beenden. Nur wer Ende und Anfang gut kennt, kann dazwischen erfolgreich sein.
  • Kommunizieren (und nicht nur per Mail) – eine Mail schreiben, ist nicht immer kommunizieren – nehmen Sie ruhig das Telefon und sprechen Sie mit Menschen. Hier liegt ein großes Thema des Home-Office – sie sehen nicht, was der andere tut. Im Großraumbüro sind Sie in der Lage die Arbeitslage besser bei anderen einzuschätzen. Aber sprechen ist hier nun mal „Gold“ und nicht „Silber“.
  • Kein schlechtes Gewissen haben, weil man Zuhause ist. Sie sind Zuhause und Sie arbeiten da. Ein KollegeIn mag vielleicht sogar sagen: „Ahh, Home-Office, half day off?“ Aber Sie haben das schlechte Gewissen, Sie denken, Sie tun ggf. zu wenig, oder es könnte Ihnen unterstellt werden, Sie wären faul. Wenn Sie die anderen Verhaltensregeln befolgen, dann sind Sie wahrscheinlich effektiver, als an manch anderem Arbeitsplatz. Wenn ein schlechtes Gewissen sich um die Ecke schleicht, dann können Sie sich kurz fragen: Ist das berechtigt? Wenn ja, dann besser arbeiten, wenn nein, dann müssen Sie auch nicht in Sack und Asche mental herumlaufen.
  • Bewegung – wer Zuhause arbeitet, bewegt sich weniger – d.h. im normalen Office, kurz in mal in den zweiten Stock zum netten Kollegen rennen. Am Fotokopierer vorbei. Ein frischer Kaffee, und sich draußen mit jemandem zum Essen treffen. Sie laufen in der Firma mehr als Zuhause. Zuhause gehen Sie max. noch in die Küche oder zum Drucker. Hier muss gegengesteuert werden und zwar durch Sport oder ähnliches. Gerne auch einfach in der Mittagspause (ja, die macht man auch Zuhause) um den Block gehen.
  • Nichts Privates einschieben – Der Schritt von Prokrastination zu, ich mach das mal eben nebenher (Multitasking) ist Zuhause schnell getan. Morgens die Maschine anstellen und dann auch leermachen. Diese Zeitfresser addieren sich. Leider klingt es altbacken und spießig, aber trennen Sie Küche/Haushalt und Arbeitsplatz. Gleiches gilt für Shoppen (online / offline). Verhalten Sie sich so, wie Sie es im Großraumbüro machen. Da würden Sie ja auch nicht nebenher Weihnachtskarten schreiben, oder 2 Stunden zum Edeka gehen. Genau dieses ist es nämlich, warum Sie Abend ein schlechtes Gewissen haben.

Lassen Sie es mich so zusammenfassen. Verhalten Sie sich Zuhause so, wie Sie es im Office tun. Irgendjemand sagte mal: Gute Erziehung sei, das gleiche Verhalten alleine an den Tag zu legen, wie, wenn Sie in Gesellschaft sind. Home-Office ist im engeren und weiteren Sinne nur eine Verlagerung des „wo“, nichts anderes. Sie gehen ja auch nicht nachts um 11:00 in Office und schreiben Mails. Und wenn doch ….

Das hält natürlich die gute Führungskraft nicht davon ab, mal die Person zur Seite zu nehmen, die regelmäßig Nachts und/oder am Wochenende Emails schickt, mal zu sagen: Schick die Dinger doch einfach morgens oder am Montag und lass sie davor im Entwurffolder.

Also viel Erfolg beim vom Haus aus arbeiten

Herzlich aus dem Norden JPF

Autor: Dr. Jan Peter Firnges

Erstellt: 10/2019 – Aufbauend auf einem Interview mit Michael Groß – FAZ 15. Juni 2019