Die letzten Wochen bin ich hin und her gerissen mit den Nachrichten. Weil ich einfach nicht genug Grundlage habe um die Nachrichten final zu beurteilen. Aber die Fragen bleiben. Ist es richtig, dass wir (Deutschland) die Lufthansa mit 9 Mrd. € unterstützen – das sind etwa 250 TEUR pro Mitarbeiter? Ist es richtig Schlüsselindustrien mehr zu fördern als andere (Autoindustrie in etwa 2,1 Mio. Beschäftigte davon 0,8 Mio. direkt)? Was ist eine Schlüsselindustrie? Wie viele Menschen arbeiten im Hotel- und Gaststättengewerbe (1,8 Mio.), warum bekommen die kein Paket? Was sind faire Konjunkturmaßnahmen? Wieso wurde Frau Jennifer Morgan (Ex-SAP-Vorstand) demissioniert? Wieso kann sich Norwegen mit 27,1% Frauen im Vorstand (OBX) abfeiern und Deutschland (14,2% DAX) mit Italien (11,8% FTSE MIB) eher nicht? Ist 14,2% oder 27,1% das gleiche wie 51,2%?

Die FAS schreibt, „Deutschland kommt bei der Besetzung von Top-Positionen mit Frauen nicht voran“. Es ist erwiesen, dass in Führungspositionen Frauen auch bei gleicher Qualifikation unterrepräsentiert sind. Frau (auch Mann) wird nicht sofort Top-Position, sondern davor gibt (finde ich auch doof) noch ganz viele Vor-Ebenen. Das zieht sich nämlich nicht nur durch die Vorstände, sondern auch durch die Bereichsleitungen, Abteilungsleitungen, Teamleitungen und so weiter.

Etwas Statistik (im Durchschnitt, deswegen wird sich im Durchschnitt auch nicht jede Frau hier wiederfinden):

  • In Deutschland leben etwa 2 Mio. mehr Frauen als Männer – deswegen auch oben 51,2%
  • Ihre wichtigsten Werte im Leben sind gute Freunde, Familie und eine glückliche Partnerschaft
  • Zwei große Lebens-beeinflussende Entscheidungen treffen Frauen mit etwa 30:
    • ob Kind(er) und dann im Schnitt 1,38
    • und Fixierung der Partnerschaft

Bei einer Umfrage unter kinderlosen Frauen und Müttern in Vollzeit gaben mit rund 48 Prozent eine Vielzahl der befragten Mütter an, dass sie das Gefühl haben, nicht genug für ihre Kinder da zu sein. Viele Frauen verzichten daher lieber im Zuge des Kinderkriegens auf eine Erwerbstätigkeit und widmen sich der Erziehung der Kleinen. Oder sie verzichten auf Kinder. Etwa 60% der befragten Frauen geben an, dass sie lieber frei und unabhängig bleiben wollen, als Kinder zu bekommen. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir eine der höchsten Erwerbsbeteiligungen in Deutschland im europäischen Vergleich haben. Ich rede somit nicht von Ausnahmen. Auch deswegen: Frauen sind überrepräsentiert bei Mini-Jobs und bei Teilzeitbeschäftigung. Und hier sind die Aufstiegschancen noch geringer. Frauen kommen nicht so gut und nicht so schnell voran wie Männer.

Weiter: Der Durchschnittsmann verdient deutlich mehr als die Durchschnittsfrau (Erklärungsgründe: Berufswahl, Familienpflichten, Rahmenbedingungen Aufwärtsmobilität) – das Gender Pay Gap Deutschland liegt bei 20%. Also warum verdient eine Frau 600€ pro Monat weniger als der Kollege, der den gleichen Job bei gleicher Qualifikation macht? Um das mal anders auszudrücken, ein Mann bekommt 42.000€ und eine Frau knapp 35.000€. Sie kommen nicht so schnell voran, und bekommen weniger als ihr der Gegenüber.

Fair ist anders.

Das sind Fragen und Bedingungen, die ich mit meinen Informationen nicht schnell beantworten oder lösen kann. Ich kann auf den Gesetzgeber hoffen, und auf andere Einflussfaktoren. Aber wir müssen weitermachen, dass Frauen die gleichen Chancen und die gleiche Wertschätzung bekommen. Da ist noch Wegstrecke vor uns.

Wie sollen Frauen in solchen Situationen oder Diskussionen damit umgehen. Ich sage es offen: Es muss von allen Seiten daran gearbeitet werden. Auch Frauen können an sich arbeiten, diese Themen für sich klarzustellen. Ich meine hier nicht, noch eine Schippe drauf, damit sie endlich die Position bekommt, die sie verdient, sondern, das erarbeiten, was es bedeutet, für sie selber, in ihrem Kopf, sich für das gerade zu machen. Oder auch für sich gerade zu ziehen, welche Entscheidung sie getroffen hat.

Derzeit habe ich verschiedene Frauen unter meinen Klientinnen, mit denen ich genau diese Diskussionspositionen erarbeite und bearbeite. Dabei helfe ich diesen Frauen nicht „Frauen in Hosen“ zu werden oder die besseren Menschen in Führungspositionen, sondern, ihren Wertekanon, Ihr Bewusstsein über sich selbst aber auch ihre Verwirklichung in der Firma und der Familie für sich klar zu werden.

Aber es gibt noch andere Themen – unsere Gesellschaft ist noch lange nicht da, wo sie sein kann und sein muss: Warum sind Angebote von Handwerkern bei Frauen teurer als bei Männern? Warum ist eine Frau zickig und hat Haare auf den Zähnen, wenn sie auch mal hart führt? Warum wird ein Mann noch belächelt, der den Haushalt führt?

Herzlich aus dem Norden, nach drei Wochen Pause, …

Ach ja, warum drei Wochen Verspätung des Blogs? Ganz einfach: Ich war im Urlaub und habe danach in zwei Projekten Inhalte aufgeholt/aufgearbeitet.

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Ihr JPF

Erstellt: 06/2020

Quellen

FAS, wikipedia und https://statistik.arbeitsagentur.de/Statischer-Content/Arbeitsmarktberichte/Personengruppen/generische-Publikationen/Frauen-Maenner-Arbeitsmarkt.pdf