Es sagt sich so leicht – nutzen Sie Sport gegen Ihre Probleme (manch ein Artikel sagt sogar, gegen Depressionen) – oder: „Oh, Ihnen geht es schlecht, dann treiben Sie doch Sport!“

Auf keinen Fall möchte ich hier eine harte Meinung für oder wider geben, sondern vielmehr auf zwei Dinge eingehen. Auf das, was Sport eigentlich beinhaltet. Nämlich Bewegung und warum das gut für Sie ist. Und das zweite, wann Sport auch kontra-produktiv sein kann.

Wenn die Bevölkerung (Arbeits-) befragt wird, ob sie sich bewegen, sagen 92% „Sie meinen ja“. Allerdings auf die Frage, „Sie treiben Sport…“ antworteten 41% mit „nie“, 15% „selten“, 6% „einmal monatlich“. Egal, ob hier keine Angaben gemacht wurden oder nicht, die Fremd- und Realwahrnehmung scheint nicht deckungsgleich zu sein.

Was bedeutet es Sport zu treiben? Und schon hier beginnt es mit den Wahrnehmungen. Einige meiner alten (im Sinne von langjährig, aber auch teilweise alt) Sportfreunde empfinden eine sportliche Betätigung erst, wenn sie mindestens eine Stunde auf sehr hohem Puls passiert ist, oder über 3 Stunden mit mäßigem Puls. Für andere ist es schon Sport, dass Sie den Bus erreicht haben. Und hier liegt die Wahrheit, beide Gruppen haben Recht. Und beides ist sehr wahrscheinlich gesund.

Ich meine, wir sollten den Begriff Sport mal streichen und dafür Bewegung nehmen. Hier wird Ihnen jeder Arzt sagen, Bewegung ist gut für Sie. Und hier kommt jetzt der Kopf ins Spiel. Bewegung bedeutet nicht eine Mitgliedschaft im Fitnessstudio, oder zweimal die Woche in die Schwimmhalle – das kann es sein, muss es aber nicht. Bewegung kann genau bedeutet, ich nehme mal die Treppe, oder ich steige abends auf dem Heimweg erst eine Haltstelle entfernt ein und gehe dahin. Und es muss nicht heißen, die Woche drauf 2 Haltstellen. Hier sage ich ganz bewusst: Da kommt nämlich das zweite Problem ins Spiel. Dass viele Menschen glauben, dass Sport immer ein Wettbewerb sein muss, gegen Andere oder sich selber. Hier kann es nämlich genau kontraproduktiv wirken, gerade für die Gruppe Menschen, die ggf. Sport gegen Probleme machen, dann wird z.B. die eine Sucht gegen eine andere getauscht. Das ist mir selber passiert, als ich einmal sehr erfolgreich das Rauchen aufgegeben habe. Dann bin ich halt sehr viel gerannt pro Woche.

Also was ist wahrscheinlich dienlich?

Jeder kann Sport treiben: Der Einstieg ist das Schwierigste und diese Hürde kann leichte überwunden werden, wenn Sie zu zweit oder mehrere Gleichgesinnte sind. Und das bedeutet nicht, dass es um ein Rennen geht, sondern um gemeinsam etwas tun.

Wenn Sie sich bewegt haben, ist die erbrachte Leistung völlig egal, die Leistung war, dass Sie es getan haben – und daran sollten Sie sich erfreuen und stolz darauf sein. Ob es nur der Gang zum See/Hügel/Park war, oder Sie das erste Mal 5 km am Stück laufen konnten, ist nicht relevant, sondern kann, muss aber nicht, Ansporn sein, dabei zu bleiben. Es steigert nämlich nicht nur Ihren Gesundheit (allein in dieser Zeit rauchen Menschen gewöhnlich nicht, oder essen keine Schokolade oder schauen kein Fern), sondern viel besser, es steigert Ihr Selbstwertgefühl. Weil Sie haben dieses dann getan.

Warum hilft Sport (also, wenn Sie regelmäßig Sport machen) Ihnen im Leben. Weil diese bei Menschen, die unter Problemen leiden (ggf. sogar einer Depression) Struktur im Leben gibt (allerdings sollte bei depressiven Menschen eine Begleitung erfolgen). Das bedeutet die Regelmäßigkeit ist wichtig. Und genau da kommen wir zu oben zurück, wenn Sie mal keine Lust haben und trotzdem den Popo hochbekommen. Sie haben es dann getan! Es geht Ihnen danach besser!

Machen Sie es einfach!

Herzlich aus dem Norden

Ihr

JPF

Autor: Dr. Jan Peter Firnges

Erstellt: 01/2020

Aufbauend auf https://www.deutschlandfunk.de/dlf-sportgespraech-sport-gegen-depression-die-groesste.892.de.html?dram:article_id=446786 und

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