Da stolpere ich heute über einen Artikel im Capital (Link unten). Da steht sinngemäß, welche Chef-Typen es nicht mehr heute braucht – als stünden die im Regal und werden dann nicht mehr gekauft? Und ein paar Tipps, wie man mit Ihnen umgeht (Typen (und anscheinend gibt es die nur in männlich): Der Choleriker, Das Fähnchen im Wind, Der Kontrollfreak, Der Bloßsteller, Der Ideendieb, Der Ignorant). Nun ja, da bleibt ein Gedanke – Müssen wir mit den Chefs umgehen, oder werden sie sich ändern. Und daran schließt sich an: Was ist, wenn die Chefs es gar nicht wissen, bzw. damit bisher eigentlich erfolgreich waren. Es wäre zu einfach zu sagen: Pest oder Cholera.

Ein zweiter Artikel ist mir in die Finger gekommen: Aus der Zeitung „Markt und Mittelstand“ habe ich folgende Zahlen, die auf einer Studie von Haufe Akademie fußen: 80% der Angestellten wünschen sich ein individuelles Coaching. 20% der Unternehmen bieten es an.

Anders ausgedrückt: 8 von 10 Angestellten wollen individuelles Coaching und 2 von 10 Unternehmen bieten es an. Zu den Glücklichen zu zählen und dann eins zu bekommen, ist ähnlich chancenreich wie ein Grand Hand Ouvert beim Skat zu haben.

Aber die Frage ist ja, „Warum eigentlich Coaching“?

In einer idealen Welt, um den Menschen oder sich selber etwas zukommen zu lassen an sich zu arbeiten, um damit ein heute vorliegendes Verhalten oder Empfinden in eine positivere Bahn zu lenken.

Das kann ein Verhalten der Führungsebene sein, ein Verhalten untereinander, ein Empfinden oder einfach auch eine Selbstentwicklung.

Was ich aus Gesprächen mitgenommen habe ist, dass Führungskräfte meinen, Coaching sei ein Ritterschlag, und deswegen erst ab einem gewissen Funktionslevel nötig. Zudem, dass Coaching nicht dem Wissenstransfer dient und somit nicht dem primären Zweck der Gewinnoptimierung. Ist das wirklich so?

Bleiben wir doch bei dem Gedanken Gewinnoptimierung. Wenn durch Coaching die Themen Führung-, Verhaltens- und Kommunikationsstärkung bearbeitet werden, geht dieses eins-zu-eins in besserer Leistung. Und bessere Leistung äußert sich oft, nicht immer, aber sehr wahrscheinlich, in höhere Produktivität.

Deswegen kann der Gedankengang „nur ab C Level“ oft schnell in die richtigen Bahnen gelenkt werden. Wenn Angestellte erkennen wo Ihre Stärken und Potentiale sind, und das sogar durch das Unternehmen gefördert wird, dann gewinnen die Shareholder und die Stakeholder.

Was ist nun mit den Kosten? Hier kann man betriebswirtschaftlich rangehen: Was kostet eine vernünftige Coaching-Begleitung für die Belegschaft. „Die“ gehen ja nicht alle gleichzeitig: also 80% wollen, und diese gehen über einen gewissen Zeitraum. D.h. z.B. 40% im ersten Jahr mit etwa 6 Einheiten. Natürlich landet ein Unternehmen da schon bei einer finanziellen Hausnummer. Aber setzen Sie mal die Kosten Krankenstand, höher Retention, etc. dagegen. Und hier liegt oft das Problem: Die Verbesserung für Krankenstand oder Retention sind nicht direkt der gleichen Kostenstelle zubuchbar wie etwa das Coaching (das geht buchhalterisch schon gar nicht). Was ich damit sagen will, es ist nicht direkt in einer Sitzung der leitenden Angestellten abbildbar. Deswegen scheuen sich Firmen gerne.

Vielleicht macht den Leuten, dann auch das Arbeiten mehr Spaß und leisten mehr, ohne dass sie dauernd nach Gehaltserhöhung „verlangen“ oder den Freizeitausgleich immer auf die Minute nehmen? Aber wer weiß das schon?

Was Coaching nicht sein darf, ist Menschen dazu machen zu wollen, was der Auftraggeber gerne hätte. Das merken Menschen und werden sich auch nicht ändern. Hierzu ist das Interview des HBR, das ich unten angehängt habe sehr interessant.

Coaching eignet sich auf allen Ebenen – vom obersten Kontrollgremium bis runter zu den unteren Lohngruppen. Weil überall produktiv gearbeitet wird. Deswegen lade ich die Leitenden ein, darauf Gedanken zu verwenden.

Oder was sagt Jeffrey Pfeffer dazu: „Unternehmen müssen begreifen: Die Menschen, die für unsere Unternehmen arbeiten, legen ihr Wohl in unsere Hände.“ Wenn sich Unternehmen um das Wohl im erweiterten Sinne kümmern, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass das die Mitarbeiter auch tun.

Zusammenfassung: Business Coaching arbeitet an Führungs-, Verhaltens- und Kommunikationsthemen und stärkt dadurch das Unternehmen durch die Mitarbeiter.

Autor: Dr. Jan Peter Firnges, mehr auf https://firnges.org/jpfirnges-blog

Erstellt 09/2019

Quellen:

Markt und Mittelstand

Capital: Diese Chef-Typen sind nicht mehr gefragt http://www.xing-news.com/reader/news/articles/2604247?cce=em7ce386f3.%3AF1XDuw5Kf2t7yjz4EnfTBA&newsletter_id=49956&te=5987803f702f48be.eyJ1c2VyX2lkIjoyNDg2MDUwNCwic2l0ZV9zZWN0aW9uIjoid2VybmVyX3dlZWtseV9uZXdzbGV0dGVyIiwidmVyc2lvbiI6IjIuMi4xIn0&toolbar=true&xng_share_origin=email

HBR: What great Coaches look like? https://hbr.org/ideacast/2019/09/what-great-coaching-looks-like?utm_campaign=hbr&utm_medium=social&utm_source=linkedin