Die Woche ist es wieder passiert: Eine Anekdote über einen Dirigenten bringt mich zum Grübeln.

 

Ich höre gerne Musik und habe da auch, wie wahrscheinlich wir alle, Vorlieben für bestimmte Künstler, Interpreten oder auch Dirigenten. Einer davon ist Sergiu Celibidache, der lange in München tätig war und Mitte der 90er verstarb. Er war dafür bekannt sehr viel zu proben und hatte so einige Verrücktheiten. So wird Ihm der Satz zugeschrieben: „Jeder Dirigent ist ein verkappter Diktator, der sich glücklicherweise mit der Musik begnügt.“

Nun gibt es die Geschichte, dass er, nachdem sich Abbie Conant gegen über 30 andere Bewerber im Blindvorspielen bei der Posaune, durchgesetzt hatte, er sie ohne „fachliche Begründung“ auf die 2. Posaune zurücksetzte. Es gipfelte in dem Satz „Du kennst das Problem. Wir brauchen einen Mann für die Solo-Posaune.“

Frau Conant klagte und nach langer Zeit fand sich auch ein Gutachter, der ihr die volle Leistungsfähigkeit bescheinigte. Sie hat über Jahre bis zu diesem Urteil Ihr Instrument voll erfüllt, auch mit all dem Druck. Der Gutachter bestätigte, dass Frau Conant genauso spielen kann wie ein Mann.

Ich kann und will gar nicht beurteilen, ob es für den Dirigenten einen Unterschied machte. Und wahrscheinlich, nachdem er sie gehört hat, wusste er auch wie sie spielt. Deswegen ist dieses müßig.

Celibidache ist lange nicht mehr am Leben, und ich frage mich, darf ich, wenn er in diesen Rollen gedacht hat, also dass Frauen gewisse Dinge nicht könnten, obwohl sie es tun (und es gibt sicherlich Ausnahmen) – darf ich, diesen Dirigenten noch auf meinen Plattenteller lassen?

Und ändert es sich, wenn ich dann lese, dass er sie sogar noch gehaltlich schlechter gestellt hat, als die männlichen Kollegen – das interpretiere ich als Chauvinismus.

Also darf ich? Werde ich weiter seine wenigen Platten hören?

Wenn jetzt Leser:Innen antworten – nein, den darfst Du nicht mehr hören?

Darf ich dann auch nicht mehr nach München reisen, weil München als „Arbeitgeber“ die Musikerin weder unterstützte, sondern sogar noch die Aufenthaltsgenehmigung entzog, um Maestro milde zu stimmen.

Also darf ich ihn weiter hören? Wie gehe ich damit um. Und diese Fragen sind heute opportuner denn je.

Herzlich aus dem Taunus!

JPFirnges

Photo by Kolja Bolewich

Quellen u.a.:
http://www.osborne-conant.org/az.htm

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